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Der bayerische Charme passt überall

Am 7.Juli 2013 war die bekannte Kabarettistin und Nockherberg-Bavaria Luise Kinseher beim diesjährigen Sport- und Heimatfest in Steinach zu Gast.

Die ungemein sympathische Künstlerin war bereit, vor ihrem Auftritt einem Mitarbeiter des „Gemeindeboten Steinach“ einige Fragen zu beantworten.“

 

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Gemeindebote (GB): Guten Tag Frau Kinseher, wir hoffen Steinach ist nett zu Ihnen?
Frau Luise Kinseher: Bis jetzt ja.

 

GB: Bei Ihren Bühnenprogrammen unterscheiden Sie sich in wohltuender Weise von vielen Ihrer Zunft dadurch, dass Sie es nicht nötig haben Ihre Pointen ausschließlich auf Kosten anderer, z.B. der Männer zu setzten. Sie haben viel Mut zur Selbstironie. Schreiben Sie Ihre Texte selbst?
Frau Luise Kinseher: Ich schreibe alle Texte meiner Bühnenprogramme selbst, einschließlich der Nockerbergrede.

 

GB: Sie sind in Fernsehserien wie z.B. „München 7" als Dienststellenleiterin oder in" Cafe Meineid" zu sehen und haben auch in Kinofilmen wie „Beste Zeit" mitgespielt. Bekannt sind Sie vor allem als redegewaltige Kabarettistin. Ist es für Sie als solche schwieriger als Schauspielerin anerkannt zu werden?
Frau Luise Kinseher: Die Rollen der Fernsehserien hat mir Franz Xaver Bogner passend auf den Leib geschrieben. Diese Rollen werden vom typisch-hintersinnigen bayerischen Humor getragen und von meiner Interpretation geprägt. Ich bin auch Schauspielerin, habe Theaterwissenschaft, Germanistik und Geschichte studiert und mache viele verschiedene Sachen.

 

GB: Sie schlüpfen auf der Bühne in verschiedene Figuren. Welche Person(en) würden Sie dort nicht spielen?
Frau Luise Kinseher(lacht): Dünne Frauen und die „Bavaria", die spiele ich nur auf dem Nockherberg. Ansonsten spiele ich was ich spielen will, Figuren die in mein Konzept passen.

 

GB: Wer ist Ihr kabarettistisches Vorbild?
Frau Luise Kinseher: Ich habe viele Kabarettkollegen gesehen und kennen gelernt. Jörg Hube bewundere ich heute noch sehr.

 

GB: Wenn Sie die Möglichkeit hätten vor dem Bundestag, vor der Bischofskonferenz oder vor der Handwerkskammer aufzutreten, wo würden Sie als erstes zusagen und warum?
Frau Kinseher: Als erstes vor der Handwerkskammer, die ist mir am nächsten. Ich stamme selbst aus einer Handwerkerfamilie (Anmerk.der Redaktion: Der Vater von Frau Kinseher betrieb ein Malergeschäft)und sicherlich sind bei der Handwerkskammer die netteren Menschen. Dann trete ich im Bundestag auf und arbeite mich anschließend bis zur Bischofskonferenz hoch.

 

GB: Frau Kinseher, Ihre Art die Menschen zu unterhalten ist die ehrlichste Art aufzutreten. Ist es auch die anstrengendste?
Frau Luise Kinseher: Es ist nur anstrengend weil es manchmal zu viel wird, aber nicht wegen des direkten Kontaktes zum Publikum. Es macht Spaß und Freude Menschen zum Lachen zu bringen und man erhält viel zurück.

 

GB: Das ist Ihr fünftes (!) Bühnenprogramm. Jedes Stück soll wahrscheinlich besser und reifer werden. Wie groß ist dabei die Gefahr, dass Sie damit immer anspruchsvoller, komplizierter und somit schwerer verständlich werden?
Frau Luise Kinseher: Ich bemühe mich genau das Gegenteil zu erreichen, immer verständlich aber auch authentisch zu bleiben. Die Stücke entwickeln sich wie wir alle weiter aber die Leute sollen sich auch damit identifizieren können.

 

GB: Ist es für Sie schwieriger in einem familiären Kreis wie heute in Steinach aufzutreten oder auf größeren Bühnen, in größeren Städten?
Frau Luise Kinseher: Es ist doch schön hier in Steinach: Bierzelt, bayerische Lebensfreude, laue Sommernacht und nette Menschen.

 

GB: Wo würden Sie gerne einmal spielen?
Frau Luise Kinseher: Ich spiele auf allen wichtigen Bühnen in Deutschland. Aber am liebsten wäre mir das Prinzregententheater in München. Ich bin dort noch nicht aufgetreten, aber man müsste es eigentlich nur einmal machen.

 

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GB: Frau Kinseher, Sie sind bekannt für Ihren bayerischen Charme. Sie treten auch außerhalb Bayerns auf. Wie erreichen Sie dort das Publikum?
Frau Luise Kinseher: Mit bayerischem Charme! Mit dem erreicht man alle Menschen. In Norddeutschland rede ich genauso bayerisch. Ich muss dort nur deutlicher sprechen und konzentrierter artikulieren.

 

GB: Würden Sie mit Semino Rossi in einer Sendung mit Florian Silbereisen ein Liebesduett singen?
Frau Luise Kinseher (lacht herzlich): Haben Sie Semino Rossi schon gefragt? Es ist zwar nicht mein Metier, aber wenn das Lied passen würde und Herr Rossi mit mir genügend Geduld hätte dann würde ich es nicht generell ablehnen. Vielleicht könnten wir einige Rockmusiker mit einbinden um ein Crossoverprojekt zu gestalten.

 

GB: Von welchen Alptraum würden Sie wahrscheinlich erschrocken aufwachen?
Frau Luise Kinseher: Bestimmt von keinen philosophisch zu interpretierenden Traumereignissen. Mich würden Unglückstraumata erschrecken, wie in einem brennenden Haus eingesperrt zu sein. Also irgendwelche schwarze Szenarien.

 

GB: Wenn Karl Valentin, Gerhard Polt oder Heinz Erhard Sie bitten würden für sie ein Kabarettprogramm zu schreiben, für wen würden Sie es machen?
Frau Luise Kinseher: Für Gerhard Polt, denn der lebt noch. Da hätt ich auch was davon und es wär nicht völlig umsonst.

 

GB: Wir wollen Sie bewusst nicht so häufig auf Ihre Rolle als „Bavaria" am Starkbieranstich auf dem Nockherberg ansprechen. Aber wie stark beeinflusst dieser Auftritt Ihre Tagesarbeit?
Frau Luise Kinseher: Meine Prominenz hat sich dadurch stark gesteigert, aber ich habe auch mehr Aufgaben als früher. Wenn ich die Rede schreibe kann ich kaum Auftritte bewältigen und ich muss das ganze Jahr über intensiv recherchieren.

 

GB: Frau Kinseher, Sie singen auch auf der Bühne. Das Lied „Etzgemmano wo nei" ist ein wenig Jazz angehaucht und Sie interpretieren es mit einerangenehm passende Stimme, die dabei zum Zurücklehnen einlädt. Haben Sie schon einmal daran gedacht diesbezüglich eine CD zusammen zu stellen?
Frau Luise Kinseher: Ich möchte tatsächlich mehr Musik machen und solche Musikeinlagen sind sicherlich ausbaufähig. Eine CD – wer weiß, mal sehen.

 

GB: Sie werden von einem Münchner Kulturbüro betreut. Sehen Sie sich als Repräsentantin der bayerischen Lebensart?
Frau Luise Kinseher: Selbstverständlich, ich bin tief bayerisch. Ich identifiziere mich eng mit der bayerisch-traditionellen Kultur und Tradition.

 

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GB: Sie strahlen solch eine Gelassenheit aus, nicht eine Haferlschuhmelancholie, sondern eine glaubhaft-sympathische Bodenverwurzelung und das vor einem anstrengenden Auftritt. Wo finden Sie diese Ruhe?
Frau Luise Kinseher: Ich bin sehr bodenständig, bin ein reeller Mensch und habe ein tiefes Gottvertrauen. Ich glaube das ist eine gute Mischung als Verbindung zwischen Himmel und Erde.

 

GB: Wollen Sie mit Ihren Texten und Beiträgen die Menschen betroffen machen, nachdenklich oder wollen Sie nur unterhalten?
Frau Luise Kinseher: Betroffen bestimmt nicht. Ich möchte unterhalten. Ich kann ein Angebot machen nachzudenken, möchte aber keine Lösungen aufdrängen. Jeder Mensch weiß in seinem Innersten was für Ihn richtig ist. Ich bringe Gedanken zur Sprache, erwarte aber nicht, dass diese als Antworten angenommen werden.

 

GB: Was sind Ihre nächsten beruflichen Ziele?
Frau Luise Kinseher: Der nächste Nockherberg und 2014 wird es ein neues Bühnenprogramm geben. Ansonsten ist dasnächstes Ziel mein nächster Auftritt.

 

GB: Bitte sagen Sie uns noch eine Ihnen wichtige Lebensweisheit
Frau Luise Kinseher: Leben und Leben lassen.

 

GB: Frau Kinseher, wir bedanken uns für das ungemein nette Gespräch, wünschen Ihnen weiterhin viel Energie und uns eine große Präsenz der Schauspielerin und Kabarettistin Luise Kinseher.

 

Das Gespräch führte Johann Landstorfer.