"Erni, da Baam nodelt"
Vorweihnachtliche Lesung mit Gregory M. Charamsa in der Bücherei Steinach
Am Samstag, 1. Dezember 2012 fand in der fast 15-jährigen Geschichte der Bücherei Steinach erstmals eine vorweihnachtliche Lesung mit Musik und Gesang statt. Die Leiterin Christa Heinl hatte wie bereits bei der letzten Veranstaltung ein volles Haus.
Humorvolle Geschichten vorgetragen von dem gebürtigen Wiener Gregory M. Charamsa, wechselten ab mit besinnlicher Musik und Gesang. Ursula Heller sang Lieder aus der „Heiligen Nacht" von Ludwig Thoma. Diese wurden für die instrumentale Begleitung zusammengestellt. An der Zither spielten Josef Maier und Leo Kreitmeier, die von Hannelore Kulzer an der Gitarre begleitet wurden.
„Erna, der Baum nadelt!", so lautet die Geschichte von Robert Gernhardt im Frankfurter Original. Gregory M. Charamsa brachte die Geschichte im wienerischen Dialekt zum Besten. Hier hieß das botanische Drama „Erni, da Baam nodelt". Unglaublich! Es hätte ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest für Schnurli und Erni Breitlinger werden können. Doch völlig unerwartet wurden sie zu Zeugen eines schrecklichen Unglücks: Der Baum begann zu nadeln. Schnurli und Erni waren fassungslos, die Kinder spotten und keiner wusste, was zu tun ist. Ein dramatisches Schauspiel nahm seinen Lauf.
Die Lieder gesungen von Ursula Heller „Was eppa dös bedeudt", „Und drauß'd geht a Wind" sowie „Im Wald is so staad" schufen in der mit Kerzenlicht dekorierten Bücherei eine besinnlichen Stimmung.
Musikalisch gestalteten Leo Kreitmeier, Zither, Hannelore Kulzer, Gitarre, Ursula Heller, Gesang und Josef Maier, Zither den Abend. (v.l.) |
Den Wiener Teil schloss Gregory M. Charamsa mit einem eigenen Stück „Richtig g'stopfte Weihnachten" ab. Hier sollte sich der Vater in einem Weihnachtsmann verkleiden und gleichzeitig lief im Fernseher ein Bericht über das präparieren eines Bärens. In einem satirischen Gedicht „Advent" gaukelt der Altmeister des Humors, Loriot, den Zuhörern eine friedliche Adventszeit vor, und plötzlich verkehrt er diese heile Welt in eine zutiefst grausame. „Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer, die Försterin im Herrenzimmer. In dieser wunderschönen Nacht hat sie den Förster umgebracht."
Eine antiautoritäre Weihnachtsgeschichte von Robert Gernhardt lautete „Die Falle". Mit prägnanter Stimme und Gestik verzauberte Gregory M. Charamsa das Publikum und entführte sie in ein Wohnzimmer, in der die Familie auf den Weihnachtsmann wartete. Herr Lemm hatte beim Studentenwerk einen Weihnachtsmann bestellt. Dieser sollte die Geschenke überreichen und seinen beiden Kindern kräftig ins Gewissen reden. Doch der falsche Heilige hatte einen anderen Plan: Er lobte die Kinder für Ihre Unarten, drohte den Eltern mit der Rute und lud auch noch seine Freunde zum Whiskey ein.
Mit den Liedern „Es mag ned finster werd'n" und „Es wird scho glei dumpa" brachte Ursula Heller die Besucher von der Heiterkeit wieder in eine vorweihnachtliche Gemütslage.
Gregory M. Charamsa las humorvolle Geschichten zur staaden Zeit |
In dem Stück von Satiriker Gerhard Polt „Meine erste Revolution" erinnerten sich die älteren Herren schon mal an die eigene Jugend und ob sie es nicht auch so gemacht hatten oder versucht haben. Es ging darum, wie Polt als Kind Angst vor dem Nikolaus hatte und dann erfahren musste, dass die Stadtkinder den studentischen Schnelldienst-Nikoläusen auflauern, um ihnen den Bart anzuzünden.
Instrumental, wie der Beginn, endete die vorweihnachtliche Lesung. Es war ein Schwanken zwischen Humor und Besinnlichkeit. Dass es den Besuchern gefallen hat, zeigte die Forderung nach einer Zugabe, der Gregory M. Charamsa und die Musik auch nachkamen.